Die Ailinger Waldhexen
Damals waren die Ailinger Narren zur Fasnetszeit noch eine wild zusammengewürfelte Gruppe von Gehrenmännle, Großkopfeten und anderen lustigen und aktiven Kostümträgern. Sie trafen sich hauptsächlich an Bäck Ammann’s “Warmer Wand” zu wichtigen Besprechungen. Zu dieser Zeit sah man schon eine Hexe in der Reihe der Narren. Diese Hexe mit einfachem Häs und Maske war von Rudi Benz geschnitzt. Später wurde Rudi Benz von Hans Häfele und Armin Hildebrand unterstützt. Bei diesem Treiben kam dem letzteren die Idee, dem Gehrenmännle ein weibliches Wesen zuzugesellen, damit es sein Dasein nicht so alleine fristen müsse. So entstand die Waldhexe.
Dem Riegenführer der Ailinger Turner, Armin Hildebrand, gelang es, seine Kameraden für diese Idee zu begeistern. Die Waldhexe sollte mit viel Bewegung und dynamischen Sprüngen ihre Späße bei den Narrentreiben zeigen. Der Widerstand der bestehenden Narrengruppen gegen die Waldhexe legte sich mit der Zeit. Mehrere Turnerinnen und Turner erklärten sich bereit mitzumachen, und so trafen sich im Jahr 1961 Martha Matzenmüller, Hans Rauch, Fritz Chiandetti, Armin Hildebrand und der Geist des Gehrenmännle zu heimlichen,
nächtlichen Sitzungen, um die richtige Gestalt und das Wesen der Hexe zu ergründen. So entstand das Weib des Gehrenmännle, die Waldhexe, deren Häs bis zum heutigen Tag fast unverändert blieb.
Auch der Hexenstecken gehörte schon dazu, ein gegabelter Stock, nicht einer der sonst üblichen Hexenbesen. Die ersten Stecken wurden auf dem Horrach geschnitten, gingen aber beim anschließenden “Begießen” im Höhlerhof und bei Matt’s teilweise wieder verloren.
Die Masken für die Waldhexe entwarf und schnitzte Josef Bergmüller. Er machte sich bei den ersten Masken sogar die Mühe, die Charaktere der Maskenträger in die Gesichtszüge individuell einfließen zu lassen. Damals kostete eine Maske 40 Mark. Nicht zuletzt gehörte das Training zu den Vorbereitungen. In der alten Turnhalle beim Rathaus wurden Pyramide, Radschlag, Handstand und Hand laufen geübt, um für den Narrensprung gerüstet zu sein.
Waldhexen der ersten Stunde
Foto: NZA-Archiv
Das Häs der Waldhexe
Die Maske der Waldhexe ist ebenfalls eine Vollholzmaske, deren handgeschnitztes Gesicht dem des Gehrenmännles angeglichen ist. Die nach oben fliehenden großen Augenbrauen, die breite Fratze mit hervorragendem Kinn, die tiefen Falten und großen Warzen geben ihr den Ausdruck einer alten Waldhexe. An der Maske sind ein schwarzes Kopftuch sowie lange Hanfzöpfe befestigt. Die Bluse der Hexe ist weinrot mit kleinem Paisleymuster. Der Rock ist dunkelgrün, die Schürze schwarz mit kleinen weißen Punkten. Lange weiße Unterhosen mit gehäkelter Spitze, die bis zum Knie reichen, und weinrote Baumwollstrümpfe werden als Beinkleider getragen. Den Abschluss bilden Strohschuhe.
Die Waldhexen tragen lange Gabelstecken aus Haselnuss und ihre Hände sind durch schwarze Baumwollhandschuhe bedeckt.
Das Häs der Waldhexe
Die Maske der Waldhexe ist ebenfalls eine Vollholzmaske, deren handgeschnitztes Gesicht dem des Gehrenmännles angeglichen ist. Die nach oben fliehenden großen Augenbrauen, die breite Fratze mit hervorragendem Kinn, die tiefen Falten und großen Warzen geben ihr den Ausdruck einer alten Waldhexe. An der Maske sind ein schwarzes Kopftuch sowie lange Hanfzöpfe befestigt. Die Bluse der Hexe ist weinrot mit kleinem Paisleymuster. Der Rock ist dunkelgrün, die Schürze schwarz mit kleinen weißen Punkten. Lange weiße Unterhosen mit gehäkelter Spitze, die bis zum Knie reichen, und weinrote Baumwollstrümpfe werden als Beinkleider getragen. Den Abschluss bilden Strohschuhe.
Die Waldhexen tragen lange Gabelstecken aus Haselnuss und ihre Hände sind durch schwarze Baumwollhandschuhe bedeckt.
Der Ailinger Hexentanz
Seit 1974 wird an jeder Fasnacht in Ailingen ein Hexentanz aufgeführt, choreographiert und einstudiert von Uschi Molsen. Es ist wohl einzigartig, dass dieser Tanz nach über 50 Jahren immer noch unverändert in seiner Form ist und als einer, der überhaupt schönsten Brauchtumsaufführungen in der alemannischen Fasnet gilt.Es ist ein Tanz, bei dem sich die Waldhexen zu einer Hexenbeschwörung symbolisch an einem einsamen Ort treffen.
Der Ailinger Hexentanz wird traditionell alljährlich beim Zunftball und bei der Fasnetsbeerdigung aufgeführt. Auch bei befreundeten Zünften und Vereinen in der näheren und weiteren Umgebung wird der Hexentanz auf Einladung aufgeführt. Ebenfalls ist er fester Bestandteil der Hexenrauhnacht die immer nur anlässlich eines Ringtreffens des ANR stattfindet.
Heute besteht der Hexentanz aus 32 Personen und steht unter der Leitung von Conny Geiselhart und Ute Grollmuss.
Hexentänzer seit 1974 bis in die Gegenwart sind/waren:
Heutige Besetzung:
Anna Barke, Lena Barke, Pamela Benz, Claudia Colas, Hanna Colas, Matthieu Colas, Michel Colas, Maxence Colas, Michaela Fischer, Conny Geiselhart, Hans-Peter Grollmuss, Nico Grollmuss, Sina Grollmuss, Ute Grollmuss, Leonie lvacic, Patricia Kohl, Ulli Köhler, Biggi Lang, Simone Lieber, Jasmin Pfau, Sabina Rauschendorfer, Annika Rist, Carina Rosenhagen, Andrea Spiegelhalter, Ramona Stöckler, Nadine Straub, Daniel Vogt, Ulla Wagner
Kesselrührer: Toni Gwinn, Wolfgang Lang
Lichtkanone: Migo Fischer
Nebelmaschine: Manfred Rosenhagen
Der (oder die) Hexenreiter
Die Idee und die erste Verwirklichung dieser gar seltsamen Fasnetsfigur verdanken wir unseren heutigen Ehrenzunfträten Josef Bergmüller und Georg Matzenmüller.
Bereits im Jahre 1951 wurden dieselben in und um Ailingen herum zum erstenmal gesichtet; damals zum Teil noch gemütlich in großen Weidenkörben sitzend, welche die Hexen zu tragen hatten. Auch Fritz Bach sen. gehörte zu diesem erlauchten Kreis. Kurzzeitig stießen dann Johann Grassy und Manfred Heu buch dazu. Rudi Benz sen. und „Schorsch” Matzenmüller war es zu verdanken, dass die Hexenreiter bald weit über die Rotach hinaus bekannt wurden. So trieben die beiden bis in die Mitte der sechziger Jahre hinein auf den Straßen ihr Unwesen.
Hans Strasser (Tünnes) und Hans Rauch konnten dann vereinzelt zu Beginn der Sechziger ihre ersten Umzugserfahrungen sammeln. Schon hier war deutlich zu erkennen, dass bei der Durchführung der nicht ungefährlichen Hexenritte, ein roter Bart keinesfalls schaden konnte.
Zu Beginn des siebten Jahrzehnts drohte der Hexenreiter fast auszusterben. Hans Rauch war alleine übriggeblieben (natürlich einschließlich seiner Hexe), als plötzlich Ottmar Knapp auftauchte. Seine Besessenheit mag man daran messen, dass er bereits als junger Bub vom Tettnanger Umzug nach Hause geschickt werden musste, weil er zwar ohne Hinterteil, aber doch mit langen blauen Unterhosen als Hexenreiter mitmachen wollte. Seit der Fasnet 1970 sattelt Otze seine Reiterhexe Zipse und jagt damit kreuz und quer durch die Umzüge. Er hat in sage und schreibe 28 Jahren die Figur behutsam und langsam gewandelt und den Hexenreiter zu einem Markenzeichen der Ailinger Fasnet gemacht. Selbst Jürgen Fliege ließ sich in seiner Fernsehshow von Ottmar’s Zipse verzaubern.
Um Hexenreiter zu werden, müssen viele schwere Prüfungen durchlaufen und auch eine geeignete Reithexe vorgewiesen werden. Nachdem die Gesellenjahre absolviert wurden, dürfen die neuen Hexenreiter künftig den Schluss der Ailinger Waldhexen bei den Umzügen bilden.
Die aktuellen Hexenreiter sind: Michael Winstel, Jürgen Hildebrand und Matthieu Colas.